Der mannschaftlichen Geschlossenheit beim Abtun steht beim Schlagen die individuelle Leistung gegenüber. Allein auf sich gestellt versucht der Schläger, mit Mut zum Risiko und hoher Konzentrationsfähigkeit, den Hornuss möglichst weit ins Ries zu schlagen. Kraft, Grösse, Beweglichkeit sowie ein intensives Training sind wichtige Faktoren um grosse Weiten zu erzielen. Die Schlagweite wird in Punkte umgerechnet. Ab min. 100m (=1 Punkt) wird pro 10m ein Punkt dazugerechnet (160m=6 Punkte). Diese Punktzahl wird sowohl als persönliches, wie als Teil des Mannschaftsresultates gewertet. Um faire Bedingungen zu gewährleisten, treten die Mannschaften wechselweise zum Schlagen und Abtun an. Jeder Spieler schlägt pro Durchgang 2 Wertungsstreiche mit max. 3 Versuchen. Das Erreichen eines höheren Mannschaftstotals als der Gegner ist Hauptziel beim Schlagen. Spielentscheidend ist aber in erster Linie die mannschaftliche Leistung beim Abtun.
Der Bock ist die Abschlagvorrichtung für den Hornuss und dient als Führungsschiene für das Träf. Er besteht aus zwei symmetrischen Teilen, den sog. Läufen aus Chromstahl, für Rechts- oder Linksschläger. Eine einheitliche Form und technische Richtlinien für das Aufstellen gewährleisten für alle Mannschaften gleiche Schlagbedingungen. Die vor dem Bock aufgestellte Schussblende fängt schlecht getroffene Hornusse auf und schützt somit die vordersten Abtuer vor tieffliegenden, schlecht sichtbaren Hornussen. Die ÒAbsperrwandÓ, das grosse grüne Tuch hinter dem Bock, dient einerseits der Abgrenzung zwischen Schläger und Zuschauer und macht andererseits den Schläger auch für die hintersten Abtuer besser sichtbar.
Um dieses schwarze Flugobjekt dreht sich die ganze Hornusserwelt. Er wird aus Kunststoff hergestellt, ist 78 gr. schwer, misst 62 x 32 mm und hat auf beiden Seiten eine grosse Rille. Mit einem Stück Lehm wird der Hornuss auf dem vorderen Bockende aufgesetzt, wobei die Setzhöhe abhängig vom verwendeten Träfdurchmesser, der Schlagtechnik und den Windverhältnissen ist. Das richtige Setzen des Hornuss erfordert genaue Kenntnisse des Schlägers, seiner Schlagtechnik und seines Materials. Der Setzer verfügt nicht nur über dieses Wissen, sondern besitzt auch die Fähigkeit, die Konzentration des Schlägers zu unterstützen und sein Vertrauen zu stärken.
Aus Aluminium, Fiberglas, Kunststoff und neuerdings auch aus Carbonfasern werden die 2 bis 3 Meter langen, flexiblen Stecken hergestellt. Länge, Spannkraft und Material des Steckens sowie das Gewicht des Träfes werden entsprechend der Schlagtechnik, Kraft und Grösse des Schlägers ausgewählt. Mit dem aus Buchen- oder Ahornholz gepressten und zur endgültigen Form gedrehten Träf erfolgt die Kraftübertragung auf den Hornuss. Hohe Beschleunigung, rechtwinkliges Auftreffen auf den Hornuss sowie eine grosse Spannung im Stecken sind die Voraussetzungen für grosse Weiten.
Neben Gewicht, Form und Schlagtechnik wird die Flugbahn und Weite von Wind, Wetter und Umgebung (Wald etc.) beeinflusst. Auch die Rotation des Hornuss hat wesentliche Auswirkungen auf seine Flugbahn. Messungen des biomechanischen Instituts der ETH Zürich haben ergeben, dass der Hornuss bei einer Abschlaggeschwindigkeit vom bis zu 85 m/s (306 km/h) eine Flughöhe von 50 bis 70 Meter und eine Flugweite von ca. 330 Meter erreicht. Die Geschwindigkeit des Träfes von ca. 60 m/s bei einer Kraftübertragungszeit von ca. 1/1000 Sekunde ergibt einen Kraftstoss von ca. 600 kp.
Jedem gegnerischen Schläger steht beim Abtun die geschlossene Mannschaft gegenüber. Gemeinsamkeit, gegenseitige Unterstützung und Mut sind die Voraussetzungen um den heranfliegenden Hornuss sicher abzutun dh. mit der Schindel innerhalb oder ausserhalb des Spielfeldes abzufangen. Fällt ein Hornuss unabgetan im Ries zu Boden, wird der abtuenden Mannschaft eine Nummer geschrieben. Die Flugbahn und die Geschwindigkeit des heranfliegenden Hornuss ist je nach Streichlänge unterschiedlich und erfordert von den Abtuern im vorderen Teil des Spielfeldes schnelle Reaktionen auf tieffliegende Objekte, während im hinteren Spielfeldteil eine gute Sehkraft, ein gutes Einschätzen der Flugbahn und Sprintereigenschaften gefragt sind. Wer nach Ablauf des Spieles weniger Nummern kassierte, kann, trotz niedrigerer Punktzahl beim Schlagen, den Platz als Sieger verlassen. Damit wird die Gemeinsamkeit des Abtuns, des sich Verteidigens, über die eigene, individuelle Schlagleistung gestellt.
Die Entwicklung des Hornussens erfordert heute Spielfeldlängen von bis zu 350m und mehr. Auf dem Plan ist die Feldeinteilung mit der Punktwertung der Schläger ersichtlich. Innerhalb dieses Spielfeldes werden die Schlagweiten und die Nummern für gefallene Hornusse geschrieben. Ausserhalb und in der Verlängerung wird nur die Schlagweite geschrieben. Einige Zeichen sind für den Spielablauf nötig. So hat der Schläger mit einer leeren Schlagbewegung seine Bereitschaft zur Spielaufnahme anzuzeigen. Fällt eine Nummer so wird diese durch eine weisse Fahne, das Hochheben einer Schindel oder des Spielblattes durch den Schiedsrichter angezeigt.
Das wichtigste Hilfsmittel für den Abtuer ist die Schindel. Dieses, aus Esche oder Ulme verleimte Brett von ca. 60 x 60 cm mit einem Deckfournier aus Pappel oder Weide wiegt ca. 4 kg. In letzter Zeit kamen auch Schindeln mit einer Trefferfläche aus neuen Kunststoffmaterialien auf den Markt. Der heute oft getragene Helm schützt die nahe beieinander stehenden Spieler vor Abprallern oder herunterfallenden Schindeln. Damit wird das an sich schon kleine Unfallrisiko auf ein Minimum reduziert. Für die Junghornusser gilt heute im Ries ein Helm Trag-Obligatorium.
Die Abtuer haben nach dem ausgeführten Schlag zwischen 4 und 8 Sekunden Zeit, um den anfliegenden Hornuss zu erkennen und abzutun. Dabei werden im Sprint bis zu 30 oder mehr Meter zurückgelegt um die mutmassliche Fallstelle zu erreichen. Kondition, Reaktion, gute Augen und ein sicheres Gefühl für die Flugbahn, gepaart mit etwas Mut bilden den Grundstein um den Hornuss, der mit noch ca 180 km/h (ca. 50m/sec.) angeflogen kommt entgegenzutreten. Der Hornuss trifft mit ca. 80 kp auf die Schindel. Beim Schlagen schlecht getroffene Hornusse haben oft eine unstabile Flugbahn (Rotation) und können plötzlich von dieser abweichen. Auch Wind, Regen oder die Umgebung (Wald, Bäume) haben Einfluss auf die Flugbahn. Solche Nebeneinflüsse erfordern vom Abtuer ein zusätzliches Reaktionsvermögen.
Abtun | Stoppen des Hornusses mit der Schindel |
Abtuer | Spieler im Spielfeld |
Anmessen | Anzeigen der Schlagbereitschaft durch Ausholbewegung |
Bock | Abschlagvorrichtung |
Bocktuch | Absperrwand hinter dem Bock |
Horn | Wichtigster Mannschaftspreis an Hornusserfesten |
Hornuss/Nouss | Schlagobjekt aus gepresstem Hartgummi |
Kranz | Wichtigster Einzelschlägerpreis an Hornusserfesten |
Nummer | Unabgetaner Hornuss im Spielfeld |
Punkt | Fallstelle des Hornuss entsprechend der Flugweite |
Ries | Spielfeld |
Schindel | Abfangbrett zum Abtun der Hornusse |
Schläger | Abschlagender Spieler am Bockstand |
Schussblende/Blech | Vorrichtung vor dem Bock, welche tieffliegende Hornusse abfängt |
Setz | Spieler, der die Nousse auf dem Bock platziert |
Setzen | Platzieren des Hornuss auf dem Bock |
Stärkeklasse | Einteilung an Festen und Kleinanlässen |
Stecken | Schlaggerät |
Streich | Einzelner Schlag |
Träf | Gepresstes Treffholz |
Wettspiel | Freundschaftsspiel |
Zeigen | Melden der Richtung und vermuteten Fallstelle durch die Abtuer |
Zieli | Spielfeldmarkierung und Weitenanzeige |